Update Februar 2021
Liebe Interessierte,
seit Mai 2020 ist viel passiert, unser AK Mobilität arbeitet an Modalitäten und Positionen zum Schülerticket. Wir sind am Thema und in Gesprächen, Infos folgen!
Bonn, Mai 2020
Es erscheint unter den aktuellen Bedingungen vielleicht nicht der geeignetste Zeitpunkt, um über Mobilität von Schülerinnen und Schülern zu diskutieren. Der ÖPNV ist in Corona-Zeiten so unattraktiv wie nie – aus verständlichen Gründen. Ein Massenansturm auf die öffentlichen Verkehrsmittel ist in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Mit Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen sind Bus und Bahn – nach dem Rad – jedoch immer noch eine Option. (https://youtu.be/3tbafeYaw4k)
Die aktuelle wirtschaftliche Situation führt dazu, dass es bei einigen Familien zu finanziellen Engpässen kommt und noch kommen wird. Viele Eltern scheuen aktuell in Zeiten von Corona den Erwerb eines Schülertickets, da niemand weiß, wann, wie oft, wie lange es genutzt werden kann. Das “Pausieren” und ggf. Rückerstatten der Tickets ist ein immenser Aufwand und wer sein Ticket heute pausiert, der kann es nicht so einfach wieder aktivieren. Steigen jetzt viele Kunden und Schüler*innen wieder auf Auto und Elterntaxi um, ist dieser Trend nur schwer umkehrbar.
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz -hier sollten wir unsere Chancen nutzen und jetzt die richtigen Weichen stellen. Der ÖPNV muss in dieser Krise gestärkt werden – es gibt ein Mit-Corona und ein Nach-Corona. Aufgrund der aktuellen Situation würden wir uns über ein kostenloses „Corona-Schülerticket“ freuen, denn so hält man Kunden “im System“. Hier wäre eine spontane Reaktion seitens der Stadt Bonn als auch der SWB gefragt.
Ein gut funktionierender und nachhaltiger ÖPNV ist wichtiger denn je.
Bildungsticket – ÖPNV für junge Menschen
Wir als Stadtschulpflegschaft der Stadt Bonn begrüßen eine grundsätzliche Reform des derzeitigen Schülerticketmodells in Bonn und Umgebung für die Nach-Corona-Zeit ausdrücklich. Ein kostenloses Schülerticket wäre im Sinne der sozialen Gleichberechtigung und Teilhabe und in seiner Funktion als Bildungsticket ein entscheidender Fortschritt.
- Zu adressieren sind bereits die jüngeren Schüler*innen, die Mobilität erlernen und durchaus ÖPNV-affin eigenständige Mobilität suchen;
- zu empfehlen ist eine schnell wirkende umfassende Reform für ein Bildungsticket ab der Grundschule;
- Ein Bildungsticket, das Schüler*innen kostenloses für das VRS-Gebiet zur Verfügung steht – Start in 2021 – da muss es hingehen.
Alle müssen mitgenommen werden und das in naher Zukunft. Gerade Bonn als Lead City sollte das wissen und umsetzen – in eine Richtung, wie sie uns viele andere Städte und Kommunen bereits vormachen. Mit einem kostenlosen Bildungsticket wäre Bonn Vorreiter in der Mobilitätserziehung.
Wir befürworten aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Gründen, zeitnah und umfassend das derzeitige Schülerticketmodell mit seinen komplizierten Ausprägungen zu reformieren. Wir sprechen uns dabei für ein einheitliches Bildungsticket für alle Schüler*innen an Bonner Schulen aus – gültig für den gesamten VRS-Bereich:
- Die Größe der Schule, der Anteil der Abonnenten an der Gesamtschülerzahl und die Anzahl Freifahrtberechtigter darf kein Zugangskriterium sein;
- die Entfernung von Wohnort zu (nächstgelegener!) Schule ist als Kriterium für eine Kostenübernahme nicht sozial und absolut nicht mehr zeitgemäß.
Das Mobilitätsverhalten hat sich grundlegend gewandelt, eigenständige Mobilität nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Schüler*innen muss die Teilhabe nicht nur an schulischen, sondern auch an allen außerschulischen Bildungsangeboten ermöglicht werden – im Sinne der Chancengerechtigkeit und Entwicklung der Selbständigkeit.
Ein Schülerticket – oder besser Bildungsticket in Anlehnung an die Position der LEK NRW – sollte für alle Bonner Schüler*innen kostenlos sein. Es sollte bis zur Beendigung der Schulzeit gelten. Schüler*innen sollen mit ihren gültigen Schulausweisen den ÖPNV kostenlos nutzen können.
Kosten- / Nutzen-Abwägung
Wenn jetzt der Stadtkämmerer und die Geschäftsführung der SWB sorgenvoll die Stirn krausen, sollten wir ein gemeinsam entwickeltes umfassendes Konzept erst einmal durchspielen und testen. Tickets müssen grundsätzlich finanziert werden – auch wenn Sie dann für Schüler*innen kostenlos sind. Kostenlos oder kostengünstig und sozial heißt nicht umsonst. Wir müssen Konzepte der Finanzierung und Kostenübernahme entwickeln. Es funktioniert – Dies zeigt sehr eindrücklich bereits seit dem Jahr 2014 der Kreis Siegen-Wittgenstein und Olpe – mit 6stelligen Schülerzahlen. Gerade mit Blick auf die wirtschaftlichen Probleme, die durch die Corona-Krise verschärft werden, müssen wir gute Konzepte entwickeln, jetzt mehr denn je, gerade um den Nahverkehr UND Familien zu stärken.
Verfügen möglichst viele, idealerweise alle, Schüler*innen über ein solches Bildungsticket, ist die Durchführung von Klassen- und Schulfahrten auch für die Schulen einfach und unkompliziert. Dies senkt den Verwaltungsaufwand an den Schulen insbesondere bei den Lehrkräften – diese gesparte Zeit kann sinnvoller genutzt werden.
Ein kostenloses Bildungsticket erspart hohen Verwaltungsaufwand in den Schulsekretariaten, dem Schulamt / der Kommune und bei den SWB.
Diese positiven Effekte sind alle in die Kosten-Nutzen-Rechnung aufzunehmen.
Wie hoch sind die bisherigen Einnahmen aus den Schüler-Tickets? Decken sie vielleicht gerade den oben genannten Verwaltungsaufwand? Transparenz unterstützt hier, um gemeinsam Konzepte zu entwickeln.
Der Verwaltungsaufwand sinkt bei einem kostenlosen Ticketmodell – die Bahnen fahren sowieso – die Infrastruktur steht. Jeder neu in eine Bahn einsteigende Schüler verursacht zunächst keine weiteren Kosten.
Die Kommune und das öffentliche Unternehmen SWB sollten gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Ziele definieren – über die individuell wirtschaftlichen Gewinnerzielungs-Ziele der SWB hinaus. Hierzu gehören Zukunftsziele wie Klimaschutz durch nachhaltige Mobilitäts-Erziehung. Die Verkehrswende ist gemeinsam neu zu denken.
Reform – gemeinsam
Wir unterstützen eine Reform des Schülerticketmodells grundsätzlich – diese Reform ist gemeinsam zu entwickeln.
Sollten Sie sich an der Diskussion beteiligen wollen, melden Sie sich gerne bei uns: ak.mobilitaet@ssp-bonn.de . Dem Arbeitskreis beitreten können Sie unter https://ssp-bonn.de/eltern-arbeitskreise-der-ssp-bonn/.
Mit besten Grüßen
Ihre Stadtschulpflegschaft